Fast wie Tetris spielen

Wenn Autos von A nach B müssen

Fast wie Tetris spielen

20. November 2023, agvs-upsa.ch – Seit 25 Jahren liefert Cotra-Chauffeur Michele Filippone Neuwagen, Occasionen oder auch Oldtimer aus. Vom Just-in-time-Service der Cotra hat fast die Hälfte der Autos in der Schweiz schon profitiert, und auch Mazda-Garagist Roger Aerni schätzt ihn. Jürg A. Stettler


Ein eingespieltes Team: Roger Aerni (links) von der Aerni AG Automobile in Safenwil AG quittiert Michele Filippone, Cotra-Chauffeur seit 25 Jahren, den Fahrzeugempfang. Fotos: AGVS-Medien

Bis vor einem Jahr fuhr Michele Filippone mit seinem rot-weissen Scania S580 noch häufiger bei der Mazda-Vertretung im aargauischen Safenwil vor: Roger Aerni von der Aerni AG Automobile kümmerte sich seinerzeit zusätzlich um die 150 Mazda-Servicefahrzeuge und verkaufte diese schweizweit. «Ein spannendes Geschäftsmodell. Als kleine ­Garage mit vier Mitarbeitenden haben wir so rund 280 Autos im Jahr verkauft. Das war an manchen Tagen nicht einfach zu stemmen», erinnert sich der Mazda-Händler, der seit rund 15 Jahren für den Importeur Mazda-Fahrzeuge für Events und Schulungen aufbereitet. «Heute konzentrieren wir uns wieder auf Neuwagen und Occasionen, bei denen wir weiterhin sehr erfolgreich mit Cotra zusammenarbeiten.» Blick auf die Uhr: Der Cotra-Transport sollte gleich da sein.

Die Ungeduld der Autolenkenden
Pünktlich nähert sich der Transport der Garage. Ob einzelne oder grosse Lieferungen, ob offen oder gedeckt, ob für die Branche oder Privatpersonen: Cotra liefert just in time und zuverlässig in der Schweiz und international. Status-Updates zeigen, wo die Fracht gerade steckt. Auf Wunsch gibts Übergabe- und Rücknahmeprotokoll. Chauffeur Filippone steigt aus, stellt Pylonen zur Warnung auf und lässt die Klappe runter. «Safenwil ist ein spezieller Abladeort. Hier sind ungeduldige Autofahrer auch schon rechts über die Tankstelle oder quer übers Garagengelände an mir vorbei gebrettert, weil sie nicht warten wollen.» 

Er nimmts gelassen. Seit 25 Jahren arbeitet er bei der Cotra und hat viel erlebt. Seit dem Jahr 2000 fährt er geschlossene Transporter. «Sechs Fahrzeuge bringe ich unter. Es ist ein bisschen wie Tetris spielen im Grossformat», meint er lachend, zieht die Handschuhe an und löst die Spanngurte vom festgezurrten Neuwagen. Noch ein letzter Blick auf den Neigungswinkel der Rampe. «Passt», sagt Filippone und zeigt schmunzelnd auf eine Klebemarkierung, «denn beim Spindelantrieb muss man immer schauen, dass rechts und links alles gleichmässig ausgefahren ist. Darum stelle ich mich auch lieber ganz auf die Strasse als halb aufs Trottoir». 

Nur Minuten nach der Ankunft fährt ­Filippone bereits den ersten Mazda vom Hänger, auch danach geht es Schlag auf Schlag. Kurz die Rampenneigung für die oberen Wagen anpassen, schon spuckt der Cotra-Hänger ein weiteres Auto aus. «Michele ist ein Top-Chauffeur, der ist richtig mit Herzblut dabei», meint Aerni anerkennend. Garagist und Cotra-Mitarbeiter kennen und schätzen einander. Zwei Fachleute, die gute Arbeit abliefern – das verbindet eben.


Speditiv: Auf gut 85 Lastwagen transportiert die Cotra jährlich über 180’000 Fahrzeuge; hier zum Beispiel Mazdas zur Aerni AG Automobile in Safenwil AG. 

Notfalltransport zum Genfer Salon
Gibts Cotra-Lieferungen, an die sich der Garagist speziell erinnert? «Wir durften zwar auch schon dem australischen Botschafter ein Fahrzeug ausliefern, aber der speziellste Fall war sicherlich der Shinari.» Die Mazda-Studie sollte am Salon 2011 Premiere feiern und wurde kurz vor Salonstart direkt aus dem europäischen Designzentrum nach Genf gebracht. «Als sie dort die Blache öffneten, stellten sie fest, dass sich an dem viertürigen Coupé-Konzeptfahrzeug die Heckklappe gelöst und das Heck beschädigt hatte. Da haben wir am Freitagabend einen Anruf gekriegt und wurden um Hilfe gebeten. Der Wagen sollte ja als Highlight am Montagabend auf dem Stand stehen», erzählt Aerni. Ein Fall für Cotra. «So kurzfristig einen Transport zu organisieren, ist nicht einfach. Doch die Cotra-Mitarbeitenden waren schon immer sehr lösungsorientiert und flexibel, das wissen wir zu schätzen», so Aerni. 

Das millionenteure Einzelstück kam samt Aufpasser, aber ohne Lackmuster nach Safenwil. «Es war ein Wochenende ohne viel Schlaf. Aber am Montag ging ein perfekter Shinari mit gedecktem Cotra-Transporter wieder in Richtung Genf, als ob nie etwas passiert wäre.» 

Mehr als «nur» Autotransport
Die 1965 gegründete Cotra Autotransport AG ist viel mehr als «nur» Autotransporteur von A nach B und Autologistikexperte, von dem Garagistinnen und Garagisten profitieren. Geschäftsführer Pascal Gloor und über 250 Mitarbeitende aus 20 Nationen transportieren mit rund 85 Lastwagen jährlich zwar über 180’000 Fahrzeuge, aber bieten eine Fülle weiterer Dienstleistungen. Die Tochter Cartec zum Beispiel kümmert sich an zwei Standorten (Buchs AG, Studen BE) um Blech-, Lack- und Glasschäden. Wheelnews hat sich darauf spezialisiert, Leichtmetallfelgen aufzubereiten. Selbst wenn man als Garagist nur in die Ferien will, kann man Cotra-Dienstleistungen in Anspruch nehmen: Seit 2019 in Genf und schon seit über zehn Jahren am Flughafen Zürich kann man über Cotra einen Parkplatz – falls gewünscht, inklusive Fahrzeugreinigung – für die Feriendauer bequem online buchen. So wird einem die gute Ferienlaune nach der Rückkehr nicht durch horrende Parkticket-Preise verdorben.



Gut gelaunt schliesst Cotra-Chauffeur Michele Filippone seinen Transporter wieder und fährt das Dach runter. Die Neuwagen sind ausgeliefert, «Schlüssel wie immer in der Mittelkonsole». Garagist Aerni quittiert in der App auf Filippones Handy die korrekte Auslieferung. Nun muss Filippone aber weiter, der nächste Auftrag wartet: ein Transfer von Fahrzeugen zwischen Händlern. «Das hat zugenommen, damit jeder immer die passenden Autos hat», meint Filippone noch – und fährt los.
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